AUFGEWACHSEN in Deutschland, in einem mehr oder weniger kulturell christlichen Umfeld, hatte ich nur ein vages Verständnis von einer „höheren Macht“ und einer undefinierten Wahrheit, die mich glauben ließ, dass jeder religiöse Anspruch letztlich ein Weg zu Gott sei. Als diese „Wahrheit“ sich in meinem Denken festsetzte, fühlte ich mich nicht mehr verpflichtet, über dieses „Gott-Ding“ nachzudenken.
DIE WELT
Musik war seit meiner Kindheit meine größte Leidenschaft. Ich erhielt eine fundierte klassische Klavierausbildung, verbunden mit der Hoffnung meiner Eltern, ich könnte eines Tages Konzertpianist werden. Doch als ich begann, in Bands zu spielen, entwickelte ich meine eigenen musikalischen Träume. Mit 17 Jahren startete ich meine professionelle Karriere als Keyboarder, tourte mit Bands durch Deutschland und andere deutschsprachige Länder. Schließlich begann ich auch, Songs zu schreiben, erzielte weltweiten Erfolg, mein Name erschien in populären Magazinen, und auch mein Bankkonto war zufrieden. Das Leben schien gut – doch war es das wirklich?
DER ZUSAMMENBRUCH
Ich war stolz auf meine Erfolge, doch gleichzeitig überschwemmten mich Stress, Ängste, Depressionen, Zorn und Unzufriedenheit. Mein Berufs- und Privatleben zerbrachen, und ich verlor buchstäblich alles, woran ich zu glauben geglaubt hatte. Den Zusammenbruch meiner persönlichen Beziehungen verstand ich – ich war egoistisch. Aber warum scheiterte mein Beruf? Ich war gut in dem, was ich tat, hatte Belege dafür – warum funktionierte nichts mehr? Ich wurde selbstzerstörerisch, und der emotionale Schmerz, einen weiteren Tag zu überstehen, war oft unerträglich. In einer Nacht, in meinem leeren Haus, an einem Tiefpunkt meiner Selbstzerstörung und Selbstmitleids, beeinflusst von Alkohol und kaum noch ich selbst, fiel ich vor dem Gott auf die Knie, den ich nicht kannte, aber zu dem ich hoffte, dass es ihn gibt. Was dort in Verzweiflung niederfiel, war die Erkenntnis meines wahren Ichs – eine Erkenntnis, die dank Gottes Gnade nicht zu spät kam. Ich war eine sündige, verlorene und unerlöste Seele.
DIE SUCHE
Trotz aller Hoffnungslosigkeit war ich in jener Nacht erstmals seit Langem geistig klar. Ich rief den Gott an, den ich nicht kannte: „Bist Du da? Hilf mir! Ich bin verloren! Ich brauche Dich!“ Mein Verlangen nach Gott war in diesem Moment echt, und es tat gut, alles auszusprechen. Dennoch erwartete ich keine übernatürliche Antwort – ich lag falsch.
Gott kümmert sich nicht darum, wer du bist oder was du getan hast. Alles, was Er will, ist ein zerbrochenes Herz, dessen Innerstes Er längst kennt, und das frei zu Ihm kommt und sagt: „Ich brauche Dich.“ Diese Nacht war dieser Moment für mein Herz.
Am nächsten Tag fühlte ich mich erleichtert, doch das emotionale Drama allein erklärte nicht die folgenden Wochen und Monate, in denen ich einen „sanften Griff Gottes“ spürte. Er trat zuerst durch E-Mails von Bekannten in mein Leben, die plötzlich ihren christlichen Glauben auf fast schon „extreme“ Weise offenbarten. Gleichzeitig kamen auch Botschaften von Anhängern anderer Religionen, die mich bekehren wollten.
Ich lernte, dass auf einer Suche nach Gott auch der „Engel des Lichts“ vor einem stehen kann, der versucht, dich durch die falsche Tür zu führen (2. Korinther 11,14). Als mein gebrochenes Herz zu Gott kam, öffneten sich Himmel – aber auch Hölle. Beide kämpften um mich.
DER HUNGER
Mein spiritueller Motor lief nun an. Ich kaufte Bücher – die Bibel, eine Kurzfassung des Korans, Werke über Buddhismus, Judentum und viele weitere. Besonders aber interessierte mich die Bahá’í-Religion, die im Kern alle bestehenden Religionen zu verbinden versuchte. Ich betete viel zu Gott, betrachtete Jesus noch als großen Propheten, einen außergewöhnlichen Menschen. Er, Buddha, Muhammad und andere waren für mich Boten Gottes.
Ein Bahá'ífreund aus den USA erzählte mir von einem Tempel in London, dessen Türen immer offenstanden, und dass die Bahá’í mich herzlich willkommen heißen würden, wenn ich einfach vorbeikäme. Zur gleichen Zeit hatte ich die Moeglichkeit in London zu arbeiten und war neugierig, diesen Tempel zu besuchen.
Eines freien Tages machte ich mich auf den Weg, ängstlich, aber gespannt. Ich betete zu Gott um Führung zur Wahrheit. Als ich am Tempel ankam, war die Tür verschlossen, und niemand war dort. Ich lief noch um den Tempel herum um einen anderen Eingang zu finden, aber auch der Hintereingang war verschlossen. Ich wusste sofort: Gott hatte mich am Eintritt gehindert. Ein Gespür in mir sagte, DAS soll nicht sein.
Ich fühlte mich nun mehr zur Exklusivität Jesu hingezogen, ohne jedoch genau zu verstehen, was das bedeutete. Während mein berufliches Leben weiter zerfiel, ich Haus, Auto und einfach mein gewohntes Leben verlor und dazu noch mit dem unschönen Gedanken kämpfte, mit 38 Jahren wieder bei meiner Mutter einziehen zu müssen, fasste ich den Entschluss, mein Leben fernab von Schmerz und Vergangenheit neu zu beginnen.
EIN NEUANFANG
Ich entschied mich, in die USA zu gehen, eine Entscheidung, die angesichts bürokratischer Hürden alles andere als einfach war. Doch Gott machte es möglich. Dank Unterstützung von Songwriter-Freunden aus Deutschland und den USA, die für mein Visum bürgten, erhielt ich ein seltenes Visum für „Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten in den Künsten“ und zog in die USA.
Nach einigen Wochen in einem einfachen Hotel in Atlanta fand ich eine dauerhafte Unterkunft in einem Vorort. Dort stellte ich mich meiner älteren Nachbarin vor, die mich sofort fragte, ob ich Christ sei und ob ich mit ihr am nächsten Sonntag in die Kirche kommen wolle – eine überraschend direkte Einladung. Höflich stimmte ich zu. So besuchte ich an den folgenden Sonntagen ihre kleine Landkirche. Die Gemeinde nahm mich herzlich auf, wusste um meine Suche und meinen Bedarf an Jesus. Zum ersten Mal hörte ich dort das Evangelium und begann, es zu verstehen.
DIE NEUE GEBURT
Zwei Monate später, am Ende eines Gottesdienstes beim sogenannten „Altarruf“, bei dem Menschen eingeladen werden, ihr Leben Jesus zu übergeben, erlebte ich etwas Unvergessliches. Während das traditionelle Kirchenlied „Just as I Am“ auf dem Klavier erklang, lud der Prediger dazu ein, nach vorne zu kommen. Obwohl normalerweise niemand mehr zum Altar kommt, da alle schon gerettet sind, spürte ich ein kraftvolles Wirken des Heiligen Geistes in mir.
Neben meiner Nachbarin stehend, die mit Enthusiasmus sang, fragte ich zögernd, ob es in Ordnung sei, nach vorne zum Altar zu gehen. Sie nickte lächelnd. So stand ich auf und ging langsam durch den Gang zum Altar. Die Musik schien lauter und schöner zu werden, berührte mich tief, und ich sah mein wahres Ich und meine sündige Natur so klar wie nie zuvor. Tränen liefen mir über das Gesicht, und je näher ich zum Altar kam, wusste ich, dass ich in die Arme Jesu laufe. Als der Prediger fragte, ob ich mein Leben Christus anvertrauen wolle, sagte ich leise „Ja“. Die Gemeinde kam, umarmte mich, weinte mit mir und freute sich. Das war mein neuer Geburtstag: der 18. Februar 2001.
EIN NEUES LEBEN
Einige Monate später traf ich meine Frau, eine christliche Songwriterin aus Nashville (eine weitere Geschichte von einem Gott, der im Detail wirkt) und Pastorentochter. Keiner von uns war zuvor verheiratet gewesen, und wir gingen schließlich im Alter von 42 Jahren diese Bindung ein. Ich ließ mich taufen und begann, in Kirchen als Musiker zu wirken. Später zog ich nach Ohio, um in anderen Gemeinden als Musikleiter zu wirken, bis ich 2008 in Columbus eine dauerhafte kirchliche Heimat fand, in der ich bis heute diene.
DAS IST MEINE GESCHICHTE, DAS IST MEIN LIED
Meine Geschichte ist nicht einzigartig. Es ist die Erlösungsgeschichte Gottes, die oft erzählt wurde: Der, der uns unermesslich liebt, überreicht eine Krone der Schönheit statt Asche, Freude statt Trauer und festlichen Lobpreis statt Verzweiflung. Seine Geschichte ist einzigartig.
Wednesday, February 2, 2022
* MEINE GESCHICHTE
Jeder Mensch hat eine einzigartige Geschichte. Meine mag vielleicht nicht außergewöhnlich sein, doch sie ist eindeutig meine.
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