Ich habe mich oft gefragt: Warum erscheint das Alte Testament so grausam, und warum lässt Gott solche Grausamkeit und das Böse zu?
Jeder der sich damit auseinandersetzt ringt mit den Geheimnissen Gottes und den Bibelstellen, die schwer zu begreifen sind.
Gerade weil die Bibel lehrt: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4,8), sind solche Fragen sehr schwierige Fragen.
Doch auch wenn nicht jede Frage eine vollständige Antwort hat – schließlich sprechen wir vom Schöpfer des Universums, den wir nie ganz begreifen können – gibt es doch Erklärungsansätze. Sie helfen, das „Warum“ im Großen und Ganzen zu verstehen.
1. Wir müssen den Kontext berücksichtigen
Die Bibel ist kein Geschichtsbuch im modernen Sinne. Sie erzählt von Gottes Beziehung zu den Menschen in einer bestimmten Zeit und Kultur. Die damaligen Gesellschaften waren äußerst gewalttätig – Krieg, Eroberung und Vertreibung gehörten zum Alltag (was sich auch bis heute nicht geändert hat). Gott begegnet Menschen dort, wo sie stehen, selbst inmitten solcher Kulturen.
2. Gott ist gerecht und geduldig
Vor vielen der Gerichte, von denen wir im Alten Testament lesen, lag eine lange Zeit der Warnung und Geduld Gottes (siehe 1. Mose 15,16). Zum Beispiel praktizierten die Kanaaniter Kinderopfer und extreme Grausamkeit. Gottes Gericht ist nie willkürlich – es spiegelt immer Seine Gerechtigkeit wider.
3. Altes versus Neues Testament
In Jesus sehen wir Gottes Wesen vollkommen und klar offenbart: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Johannes 14,9). Im Neuen Testament steht die Liebe sogar zu unseren Feinden im Mittelpunkt (Matthäus 5,44). Das Alte Testament zeigt Gottes Weg mit einer fehlerhaften Menschheit – und Gottes Ziel ist immer Versöhnung.
4. Kein Vorbild für Gewalt heute
Die Berichte des Alten Testaments sind keine Anweisungen für das heutige christliche Handeln. Jesus verbietet Gewalt eindeutig (Matthäus 26,52).
5. Wir leben in einer gefallenen Welt
Die Bibel lehrt, dass das Böse und das Leiden mit dem Sündenfall in 1. Mose 3 in die Welt kamen. Gott erschuf uns mit freiem Willen, doch der Mensch missbraucht diese Freiheit oft – mit schlimmen Konsequenzen.
6. Gott leidet mit uns
Gott ist nicht gleichgültig gegenüber menschlichem Leid. Im Alten Testament beklagt er das Unrecht (z. B. Hosea 11,8). Im Neuen Testament kommt Gott selbst durch Jesus in unser Leiden und stirbt am Kreuz: „Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen, mit Leiden vertraut“ (Jesaja 53,3).
7. Gott begrenzt das Böse
Auch wenn wir nicht immer verstehen wie, lehrt die Bibel, dass Gott das Böse zurückhält und sogar aus schmerzhaften Situationen Gutes entstehen lassen kann (Römer 8,28).
8. Gott wird das Böse letztlich besiegen
Die Bibel verheißt, dass Gott eines Tages alles Böse und Leid endgültig beseitigen wird: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Und der Tod wird nicht mehr sein…“ (Offenbarung 21,4).
Manches bleibt ein Geheimnis. Einige Passagen der Bibel sind schwer zu verstehen. Doch Gott verlangt nicht, dass wir auf alles eine Antwort haben – sondern Ihm zu vertrauen. Unsere Fragen oder unser Schmerz sind Ihm nicht fern. Er ist nah, Er ist gerecht, und Er ist gut. Auch wenn wir nicht alles begreifen, sind wir nicht allein unterwegs. Gott ist treu.

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